Vereinsgeschichte

Über den Verein

Der gemeinnützige Verein Herold ist für die von ihm betreuten Forschungsgebiete die älteste europäische Fachgesellschaft; er wurde am Hubertustag, dem 3. November 1869, in Berlin gegründet und am 14. August 1882 durch Allerhöchsten Erlaß Kaiser Wilhelms I. mit den Rechten einer juristischen Person ausgestattet.

Der Herold fühlte sich schon bald nach seiner Gründung weniger dem preußischen als dem weltbürgerlichen Geist der deutschen Hauptstadt verpflichtet und hat mit den damals führenden internationalen Fachvertretern Verbindung aufgenommen. Er zählte 1882 bereits über 500 Mitglieder, und nach der Jahrhundertwende waren es aus allen deutschen Bundesstaaten mehr als 1000 Personen (1907). Entsprechend schnell wuchsen auch seine einzigartige Fachbibliothek, u. a. durch auswärtigen Tauschverkehr, und die seit 1882 kontinuierlich geführte Wappenbilderkartei, sowie die Vereinspublikationen. Während man sich in den beiden ersten Jahrzehnten noch überwiegend der Heraldik und Genealogie des Adels als dem führenden Stand widmete, wurde schon kurz vor der Jahrhundertwende die bürgerliche Mittelschicht tonangebend, als im Umkreis des Herold das „Genealogische Handbuch bürgerlicher Familien“ (1889), das spätere „Deutsche Geschlechterbuch“, entstand.

Doch erst im 20. Jahrhundert begannen sich Heraldik und Genealogie aus ihrer Standesperspektive zu lösen. Nach Ende des 1. Weltkriegs und dem Zusammenbruch der Monarchie beauftragte die Arbeitsgemeinschaft der deutschen sippenkundlichen Vereine den Herold 1925 mit der Führung der „Deutschen Wappenrolle“ (aktuell 79 Bände). Zum Ende der Weimarer Republik bzw. nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten (1933) drohte dem Verein weniger die Gleichschaltung, wie den übrigen Geschichtsvereinen, als die direkte Eingliederung in die NSDAP, die wegen der Durchführung der amtlich verordneten Volksgenealogie (Ariernachweise) lebhaftes Interesse an seiner Spezialbibliothek zeigte. Um seine Existenz zu retten, stimmte der Verein der „Verwaltung“ durch das Amt für Sippenforschung zu. Da es aber weder zur Übereignung der Bibliothek noch zur Auflösung des Vereins kam, erhielt der Herold seine Bücher nach dem Ende des 2. Weltkrieges wieder zurück und auch eine der begehrten US-Lizenzen zur Weiterarbeit in den Berliner Westsektoren. Die Bibliothek, heute mehr als 30.000 Bände, wurde vertraglich im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem eingelagert, wo sich seit 1960 auch die Geschäftsstelle befindet und der Verein seine Publikationstätigkeit fortsetzen konnte.

In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts führten zwar Auseinandersetzungen um die kommerzielle Heraldik im ehrenamtlichen Vorstand vorübergehend zu einer Schwächung des Traditionsvereins, doch vermochte die Abspaltung einer kleinen Gruppe keineswegs den Ausbau des Herold zu einem überregionalen Kompetenzzentrum verhindern. Das zeichnete sich schon in den siebziger Jahren mit der Gründung des „Herold-Jahrbuchs“ (neben der Vierteljahrsschrift) und eines für den Verein bearbeiteten  „Handbuchs der Genealogie“ (1972) ab, das seine weitverbreitete Wappenfibel als „Handbuch der Heraldik“ (jetzt in der 20. Auflage) angemessen ergänzte. Zur leichteren Benutzung der weiter wachsenden „Deutschen Wappenrolle“ wurde in drei Auflagen ein „Generalregister“ (1973, 1988, 2003) publiziert. In den achtziger Jahren konnte das Instrumentarium durch die Neubearbeitung der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner nebst einem mehrsprachigen Lexikon heraldischer Begriffe („Wappenbilderordnung“, 2 Bde. 1986/2. Aufl. 1996 u. 1990) und in den neunziger Jahren durch ein „Biographisches Lexikon der Heraldiker“ (1992) komfortabel vermehrt werden. Daneben lief die Hofpfalzgrafenforschung weiter (3 Bde., 1964, 1971, 1988), auch eine neue Quellenreihe „Wappenbücher des Mittelalters“ (1984) wurde begründet und der sogenannte „Wappenschwindel“ (1997) analysiert.

Der Aufbruch ins 21. Jahrhundert ist durch Gründung der inzwischen auf 9 Bände angewachsenen „Herold-Studien“ (1992 ff.) und der vom Herold im Otto-Warburg-Haus der Max-Planck-Gesellschaft betreuten Fachgruppe Historische Hilfswissenschaften (1994 ff.) vorbereitet werden. In ihrem Rahmen wurden seither mehr als 100 Vorträge von prominenten Fachvertretern der verschiedensten Disziplinen gehalten, und auch die „Berliner Erklärung über Gestaltungsgrundsätze“ von Wappen (2009) ist hier verabschiedet worden; die 50. Tagung konnte am 12. November 2018 durchgeführt werden. Wissenschaftliche Referate werden ergänzt durch Seminarwochen (2009, 2011, 2013, 2017 und 2019) zur Vermittlung heraldischen Grundwissens mit Abschlussprüfung und einem Weiterbildungszertifikat.

Heute widmet sich der Herold der Pflege der Historischen Hilfswissenschaften, die an den Universitäten leider zu kurz kommen, in ihrer ganzen Breite, also nicht nur der Heraldik und Genealogie bzw. Prosopographie (Personengeschichte), sondern auch satzungsgemäß den verwandten Wissenschaften, wie der Aktenkunde, der Demographie (Bevölkerungswissenschaft), der Numismatik (Münz- und Medaillenkunde), der Phaleristik (Lehre von den tragbaren Orden und Ehrenzeichen), der Sphragistik (Siegelkunde), der Vexillologie (Fahnen- und Flaggenkunde), aber auch der mit diesen Gebieten in Verbindung stehenden Orts- und Landesgeschichte. Als Grundlage dafür dient nicht nur die bereits erwähnte Fachbibliothek des Herold, sondern auch sein Archiv: Es verfügt neben den Vereinsakten (u. a. zahlreiche Unterlagen in der Matrikel) über wertvolle archivalische Nachlässe und genealogische Sammlungen (u. a. Bardeleben, La Roche, Lassahn-Spruth, Lindner, Maltitz und Zitzewitz), über heraldische Sammlungen, wie die bereits erwähnte, über 150.000 Nachweise umfassende Wappenbilderkartei, ferner über Siegelsammlungen, die große ordenskundliche Sammlung Klietmann sowie über das Korb’sche Bildarchiv (mit 24.000 Porträts namhafter Persönlichkeiten den 16.–18. Jahrhundert).

Der überregional ausgerichtete Verein mit Mitgliedern in aller Welt ist in der Deutschen Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände (DAGV) vertreten, verschiedene seiner Mitglieder gehören der Internationalen Akademie für Heraldik an, andere sind Inhaber der Bardeleben-Medaille des Herold und/oder der Silbernen Johann-Christoph-Gatterer-Medaille der DAGV.

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